Das bin ich

Über mich

Der Anfang eines neuen Lebensabschnitts!

Im März 2017 erhielt ich die Diagnose mittelschwere Depression mit Panik- und Angststörung.

Anfang März 2017 erlitt mein Mann einen leichten Schlaganfall, zu dieser Zeit hatte ich Stress im Beruf und Stress privat. Der Umzug meiner Mutter in ein Pflegeheim stand an und das hieß, die in ca. 80 km entfernte Wohnung aufzulösen und einen geeigneten Pflegeheim Platz in meiner näheren Umgebung zu finden.

Und dann kam mein Mann ins Krankenhaus und dann merkt man wie endlich so ein Leben sein kann. Meine größte Stütze und engster Vertrauter nicht mehr da. Meine Schlafstörung begann, nachts ca. 2 Stunden Schlaf am Stück, entweder ich konnte sofort einschlafen als ich ins Bett ging oder lag wach bis morgens, aber mehr als 2 Stunden Schlaf bekam ich in keiner Nacht. Am 17. März 2017 wachte ich morgens auf und nichts ging mehr, ich war nur am Weinen, alles fiel schwer. Zwei Wochen ohne ausreichend Schlaf, das Gedankenkarussell in der Nacht, alles forderte seinen Preis, mein Akku war leer. Was ich sofort merkte ich brauche dringend Hilfe, also habe ich mich erstmal von meinem Hausarzt krankschreiben lassen und habe mich dann mit meiner Krankenkasse in Verbindung gesetzt, dass ich Unterstützung benötige. Zum Glück hatte diese eine Notfall-Therapeutin, die 1 x pro Woche in der Kasse anzutreffen war und ich bekam sofort einen Termin. Sie hat mir dann erstmal Tabletten empfohlen, die ich mir vom Hausarzt verschreiben lassen sollte um besser schlafen zu können. Ein Anfang, wieder schlafen können, tat gut. Ab jetzt nahm ich regelmäßig den Weg von ca. 80 km auf mich, um mich mit ihr zu treffen. Mir ging es besser aber nicht gut. Jede Kleinigkeit brachte mich dazu, dass ich zu weinen anfing, jede ach so klitzekleine Kleinigkeit war anstrengend und schien nicht schaffbar. Nach ein paar Wochen beim Einkaufen bekam ich das erste Mal in meinem Leben eine Panikattacke mitten beim Einkaufen. Der kpl. Laden um mich fing an sich drehen, schwitzige Hände, weiche Knie, das Gefühl keinen Boden mehr unter den Füßen zu haben, Herzrasen. Also auf dem kürzesten Weg nach draußen an die Luft, durchatmen, zweiter Versuch, schließlich musste ich einkaufen, mein Mann auf der Reha und wir brauchten ja schließlich was zum Essen. Ab da wurde die Panik mein ständiger Begleiter und war auch der Auslöser für mich, anzunehmen das ich Krank bin und das es ist wie es ist im Moment. Ja richtig gelesen bis zu diesem Zeitpunkt, war ich ständig mit mir selber im Streit. Kann ja wohl nicht wahr sein, beweg Dich einfach, steh auf mach weiter, aber meine Seele streikte, sie ließ es nicht zu, dass ich das, was da war einfach ignorierte, wie ich mittlerweile weiß schon länger ignorierte, meine Depression. Endlich fing ich an zu akzeptieren was war, ich bin Krank, krank wie Schnupfen, wie ein gebrochener Arm, nur sah man es nicht direkt, aber es war da. Ich suchte mir einen Facharzt in meiner Nähe, als heulendes Elend saß ich vor ihm, neben mir mein Mann, da ich an diesem Tag, wie so oft in letzter Zeit, mich nicht im Stande sah, selbstständig und allein dort hin zu gehen. Mein Arzt schrieb mich weiter krank und verschrieb mir Tabletten. Mit Tabletten wurde es besser, aber geheilt war ich noch lange nicht.

Im Mai dann der nächste Schock, meine Schwester hatte einen schweren Schlaganfall, wieder riss es mir den Boden unter den Füßen weg, wieder war ich zurück im März, wieder am Anfang, wo alles begann. Die Therapeutin der Krankenkasse, die mir beratend zur Seite stand, meinte ich sollte über eine Reha nachdenken. Ich brauchte nicht lange denken und stellte den Antrag, machte mich gleichzeitig auf die Suche nach einer geeigneten Therapeutin. Nach Langer Suche habe ich erfolgreich eine gefunden, 40 km von mir weg, ohne Kassenzulassung, aber die Chemie passte. Auch hatte ich meine Bewilligung zur Reha. Ich stellte einen Antrag auf Kostenerstattung für meine Therapie, bei meiner Therapeutin und ging erstmal für 5 Wochen auf Reha.

Nach einer Woche Reha hat mir mein Therapeut dort mitgeteilt, ich solle doch mal darüber nachdenken statt 5 Wochen 7 Wochen zu bleiben. Puh, 5 Wochen ohne meine Familie fand ich extrem lang und 7 Wochen kamen mir wie eine Ewigkeit vor. Trotzdem nahm ich nach langen Abwegen das Angebot an.

Ging es mir bei Ankunft in der Klinik relativ gut, dank Verdrängungs-Taktik, kam nun in der Ruhe, vieles wieder hoch. Aber ich hatte Unterstützung einen super Arzt, einen Therapeuten, der immer so lange nachfragte, bis das was mich quälte hervorkam. Irgendwann sagte ich zu ihm „und wieder sitze ich in der Ecke, in der ich nicht sitzen möchte“ Es ist nämlich wesentlich einfacher zu verdrängen, als sich mit Problemen auseinanderzusetzen. Als Antwort bekam ich nur: „und genau dafür werde ich bezahlt“. Oft habe ich ihn verflucht, gut gelaunt ging ich zur Therapie-Sitzung, heulend kam ich wieder raus. Aber es half.

Am meisten half mir der Kontakt zu Mit-Patienten und der Sport tat gut. Wieder etwas für mich tun. 7 Wochen waren schnell vorbei und ich wieder daheim. Gestärkt und voller Tatendrang mein Leben wieder zu genießen. Akzeptanz für meine Krankheit und mir ihr Leben zu lernen.

Heute nach 2 Jahren ohne weitere größere Episoden, kann ich sagen es geht mir gut.

 Ich habe meinen Lebenskoffer gepackt, mit vielen Dingen, die mir helfen, wenn Sie kommt die Abwärts-Spirale, die Spirale ins Loch, meistens komm ich gar nicht unten an und manchmal sitze ich auch gerne mal da unten. Aber ich komme immer wieder raus. Meine Therapeutin hat mir dabei sehr geholfen, dass ich Werkzeug an der Hand habe, das mir hilft mir selbst zu helfen.

Ich habe seit über einem Jahr keine Panikattacke mehr.

Ich nehme mir Zeit für mich, ich gehe täglich mit meinen Hunden spazieren, ich gehe seit kurzem 2 x in der Woche ins Fitness-Studio, ich fahre sofern das Wetter und der Terminplan es zu lassen mit dem Rad zur Arbeit. Sport tut soooo gut, tut mir und meiner Seele gut.

Ich werde in kürze eine Etappe der Mut-Tour fahren. Ich werde im September am Patientenkongress der Deutschen Depressions-Liga in Leipzig teilnehmen.

Mein größter Wunsch ist es, in einer Gesellschaft zu leben, in der man offen über Depressionen reden kann ohne Vorurteile zu hören, ohne sich verstecken zu müssen. Ein offener Umgang mit Depression. Deswegen nehme ich an der Mut-Tour teil, um etwas zu bewirken.

Und diese Gruppe habe ich gegründet, weil ich immer wieder merke, dass der Kontakt zu Betroffen mir immer wieder hilft und Kraft gibt, dass der Austausch so wichtig ist, dass man einfach drüber reden kann und genau weiß mein Gegenüber versteht mich.

Ich freu mich, wenn ich Dich bei einem unserer Treffen persönlich kennen lernen darf.

Ich freu über den Austausch mit Dir und gemeinsame Unternehmungen.

Es ist schön das es DICH gibt.

Eure Tanja

Stand: 02.08.2019