Gedanken von Alex

Heute schreibe ich mal, ich möchte meine Gefühle wiedergeben die ich so hatte als wir aufgebrochen sind.

Ich arbeitete in einer großen Firma, die, wie so viele andere auch, in dieser Zeit nicht so viel Aufträge hatte und sparen musste. So gab es das Angebot, wer freiwillig geht, bekommt eine Abfindung.

Dass wir irgendwann mal woanders leben wollen, unser Haus verkaufen wenn die Kinder groß sind, mehr Leben und genießen wollen, das alles stand schon lange fest. Nun war es so daß die Kinder groß waren und ihren eigenen Weg gehen konnten. Arbeit nicht so rosig, kam der Gedanke wieder in den Sinn, wir wollten doch eh weg. Und so reifte dann der Entschluss dass wir hier zusammenpacken und ein neues Leben beginnen. Nach Irland soll es gehen, da wir uns irgendwie und unabhängig voneinander dorthin verbunden fühlen. Also habe ich das Angebot der Firma angenommen, wir haben das Haus zum Verkauf ausgeschrieben und den Kindern eine eigene Wohnung besorgt. Jeder fragte natürlich was ich dann vor habe. Antwort war immer die gleiche, wir werden nach Irland gehen.
Das sagt sich ziemlich leicht wenn es noch nicht so weit ist. Und doch, als wir starteten, in Richtung Fähre nach Dunkirk, wurde es schon mulmig. Gedanken kreisen im Kopf, von wird schon werden, bis wie bescheuert bist du eigentlich. Ich hatte eigentlich alles. Ein Haus, guten Job, super Chef, tolle Kollegen gutes Einkommen und vor allem eine wundervolle Frau. Und doch lässt du das alles liegen und brichst in eine ungewisse Zukunft auf. Ruinierst vielleicht alles was du bisher erreicht hast. Warum??

Tja, warum?

Urlaub zu machen ist eine Sache, nicht mehr heim zu wollen weil es gerade so schön ist, das wird wohl jeder kennen. In diesem Land dann zu leben mit seinem ganzen System ist schon was ganz anderes. Ich möchte nicht allzu politisch werden, jeder kann von der aktuellen Situation in Deutschland halten was er will, es geht uns nach wie vor sehr gut. Ein Gesundheitssystem wie in Deutschland z.b. sucht man anderenorts meist vergeblich. In Irland ist es auf jeden Fall schlechter.

Dann der Verkehr, die Straßen, oder sollte ich besser Wege schreiben, alles ist eben anders. Die Sprache natürlich auch. Auch wenn ich mich durchaus verständigen kann, wird es reichen um dort einen halbwegs vernünftigen Job zu bekommen?
Finden wir eine Wohnung? Durch die Flüchtlingsströme nach Europa hat auch Irland viele aufgenommen die natürlich irgendwo leben müssen. Dies führt hier zur Wohnungsnot. Und genau dann fahre ich da hin… Ganz prima.

Zusammengefasst kann man durchaus sagen, hatte ich die Hosen ziemlich voll.

Mittlerweile sind wir auf der Fähre und unterwegs in Richtung neue Heimat. Die See wird stürmischer und es dauerte nicht lange, da wurde die Ankunft um 4h nach hinten geschoben. Es waren dann 28 statt 24h… Das geht ja schon gut los.

Um 4 Uhr morgens fuhren wir dann von der Fähre ab und hatten noch 2,5h Autofahrt bis zu unserem ersten Heim. Diese Fahrt hat mir dann aber gezeigt, dass die Entscheidung doch richtig war. Du fährst, es wird langsam hell, die Umgebung erwacht und es schießt dir einfach in Kopf.

Hier bist du Zuhause.

Wir werden noch viele Hürden nehmen müssen, viele negative Erfahrungen machen, bis wir da sind wie wir es uns vorstellen. Aber ich glaube fest daran dass es das alles wert ist, für seinen Traum zu kämpfen, alles zu geben, eine Schlacht kann man mal verlieren aber der Krieg wird gewonnen, das steht für mich fest. Und mit jedem Tag hier wird dieser Entschluss mehr und mehr richtig.